Die Rennradler, einmal anders gesehen.
Autor unbekannt.


Sport ist etwas Tolles, Aufregendes und Aufwühlendes. Es reinigt den Geist, ermuntert die Verdauung, verhindert die schleichende Korpulenz und fördert den doofen Muskelkater. Nicht betroffen von diesen horrenden Eigenschaften sind die gigantischen Heerscharen der passiven Stubenathleten, die sich höchstens am Sonntagmorgen kurz entflammen und entzünden. Man sieht sie allerorts gegen 10 Uhr - im Pyjama aus dem Hause schlurfen, um am nächstgelegenen Zeitungsstand die Sonntagsausgabe eines helvetischen Trottoir-Blattes zu erwerben. Zu Hause, in der guten Stube, wird dann Seite für Seite nach einem mundvoll Bluttes ohne störenden Deux-Pieces, Seidenhut und Filzpantoffel zerblättert, um dann als Dessert die samstäglichen Sportergebnisse zu bemeckern, zu beschuriglen und zu benörgeln. Eine weitere Spezies dieser Abart gibt sich schon deutlich stilvoller, differenzierter, zivilisierter und artikulierter. Man erlebt den ganzen Sonntag Morgen im Bett; höchstens die Frau serviert gegen 11 Uhr einen grösseren Brunch a discretion und macht danach ganz gemütlich das Geschirr vom Vortag. Aber ...sonst ist gepflegte Ruhe im Haus. Nur, gegen 3 Uhr schreitet der Ehegatte zur Tat und reaktiviert den TV, währenddessen die Frau aus dem fernen Keller noch einige Flaschen Bier anschleppt und auch sonst noch einige Handreichungen macht. Also, ein ganz normaler, schlichter, stinknormaler Fernseh-Sport-Sonntag. Ein Wonnetag für ideenlose Banausen, Spiessbürger und verkümmerte Philister. Ein Dauerlutscher TV-Tag, erlebt im Halbdunkel, Zwielicht und fast Schatten.
Daneben aber gibt es doch die erfreuliche, angenehme und beseligende Welt der Tschütteler, Hosenlüpfer, Velölifahrer und wie sie sich alle nennen. Nicht alles, was in diesem Sport-Eintopf gekocht wird, ist ein abgekartetes, abgesprochenes Spiel, gespickt mit Ränkereien, Quertreibereien, Tricks und Kniffs, Manipulationen und Fallstricken; es ist nicht alles Vetternwirtschaft, Nepotismus, Mache, Getue, Gehabe, Pose, Mätzchen, Konspiration und Intrige. Nein, nein ..., was haben Sie nur für infame und arglistige, abstrakte Gedanken und Eingebungen? Sie bekommen von mir ein grosses Doppel-Pfui: Nehmen Sie sich ein pralles Beispiel an den Hobby-Radlern. Angetan mit Arm- und Beinstulpen, mit füdeligen schwarzen Tricothöschen mit Ziegenlederspickel, um den satten Bauch ein windschlüpfriges Leibchen mit knallfarbigen, breiten Ringen und Salami-Reklame wie ein Vize-Weltmeister, mit einem Schweissband und einem Marlboro- Käppi mit Sonnenvordach, sitzen sie fröhlich winkend in den Gartenwirtschaften der Gemeinden. All diese Accessoires, wie die abgesägten Handschuhe, den durchlöcherten Schlappen und dem Garnellensack auf dem Rücken, sie geben diesen Pedaltrampern den gewissen Structus-Fundus. Daneben hat jeder von ihnen zu Hause noch ein grösseres Ersatzteillager an Ventilen, Schläuchen, Zahnkränzen, Übersetzungen und Ersatzluft. Sie kennen das Innenleben der Speichen besser als den Brustumfang ihrer Frauen und Freundinnen. Sie reinigen und polieren, entstauben und ölen ihren Stahlesel auf eine Art und Weise, die auch unseren Filmapparaten den seelischen und moralischen Frieden bringen würde.
In memoriam Gamelle und Gartenwirtschaft. Die Verpflegung ist bei diesen Asphalt-Süchtigen enorm wichtig. Besonders die Flüssig-Nah rungsmittel in der Babyflasche mit dem Kälbernuggel, die Schwarz-, Lindenblüten- und Pfefferminzteelein mit der geheimen Zitronen- und Honigmischung, sind wegen der positiven Wirkung durch den hohen Zuckergehalt sehr begehrt. Eine alte Rennfahrerverpflegung, welche gut als währschafte Dauerverpflegung auch im allgemeinen Haushalt Anwendung und Anklang finden dürfte, möchte ich Ihnen heute in Dankbarkeit für Ihr kreuzbraves und wohlgefälliges Mitlesen meines Berichtes kostenlos, gratis und franko, sowie gebührenfrei, vermitteln.
Zutaten:

2 lt. Milch
2 lt. Wasser
600 gr.. Hartweizengriess
1 Vanillestengel, event. geraffelte Zitronenschale.

Die Flüssigkeit mit dem Vanillestengel aufkochen, leicht salzen, den Griess unter ständigem Rühren dazugeben und so lange kochen, bis ein dicklicher Griess-Pfludi-Brei entsteht. Das ganze auf ein Kuchenblech verteilen und nach dem Erkalten in Klösse schneiden, welche darin allseitig mit einer Ei-Tunke bepinselt werden. In Butter goldgelb backen; am Schluss mit einer Zimt-Zucker-Mischung bewerfen.

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